Fingerprint File

Die Rolling Stones Tribute Band rockt die Alte Kirche


Vorsorglich sind nur links und rechts an den Rändern des Kirchenschiffs Stühle und in der Mitte ein paar Stehtische aufgestellt, damit genügend Platz zum Tanzen bleibt. Während sich der Raum mit Besuchern füllt, zeigt sich rasch, dass das ganz überwiegend ältere Publikum – die Fans der 1962 gegründeten Rolling Stones – in großen Teilen sitzen möchte, und es werden weitere Stühle herangeschafft. Er sei gespannt auf den bereits ein Jahr zuvor vereinbarten Termin, sagt Werner Düll, Vorsitzender des Zentrums Alte Kirche, zur Begrüßung der „Altrocker“.

 

Songs, die von Anfang an in die Beine gehen

„Rock ‘n‘ Roll ist nicht tot, er schläft nur ein wenig!“ verkündet Mirko Zander, Frontmann der Rolling Stones Tribute Band Fingerprint File, gut gelaunt zur Einstimmung des Abends. Die sechsköpfige Band – fünf Männer und eine Frau – liefern mit „Honky Tonk Woman“ einen fulminanten Einstieg. Die beiden Gitarristen, Alex Scholtes und Mark von Schenck, der zunächst mit Sakko und Schlips auftritt, während Bassist Andreas Valentin ein Blumenhemd zur Schau trägt, kennen jeden Riff von Keith Richards und Ron Wood. Drummer Peter Kegel macht mit immer präzisem Rhythmus dem großen Vorbild Charlie Watts alle Ehre. Und auch die gewohnte Lautstärke der bekannten Hits trägt dazu bei, dass schon bald die Mehrheit der Gäste zappelt und sich die Stühle im Laufe des Abends leeren, weil immer mehr Besucher tanzen.

 

„Ihr seid noch ein bisschen statisch,“ kommentiert Sänger Zander nach dem energiegeladenen „Respectable“, und nutzt den musikalischen Hinweis „This could be the last time“ als eine Art Warnung. Er zieht sein Hemd aus und entblößt das ikonische Rolling Stones T-Shirt mit der herausgestreckten Zunge. Und auch wenn er figürlich keinerlei Ähnlichkeit mit Mick Jagger hat, ist nicht nur bei „Get out of my Cloud“ gut erkennbar, dass er Micks Gesten intensiv einstudiert hat. 

Foto: Sabine Karbowy

Rock ‘n‘ Roll-Zwiegespräche

Für „Paint it Black“ steigt die schlanke, blonde, ganz in Schwarz gekleidete Claudia Wittner (Backing Vocals) von der Bühne und singt direkt vor dem Publikum. Als sie etwas später „Beast of Burden“ als Main Vocals übernehmen darf, begeistert sie mit starker Stimme und stimmiger Interpretation. 

Auch bei „She was hot“ und als sie sich bei „Mixed Emotions“ eine Art Gesangsduell mit Zander liefert, ist sie absolut mitreißend.

 

Nach der Pause steigt die Stimmung mit dem schwungvollen und rhythmusstarken „Start me up“ sofort. Nach Zanders Ankündigung „Wir sind im mittleren Westen“ präsentiert er „Take me down little Susie“ mit Cowboyhut und Mundharmonika, und man nimmt es ihm nicht übel, dass er beim anschließenden „Angie“ mit bravourösen Gitarrenklängen „ein bisschen rausgekommen ist, hupps!“.

Foto. Sabine Karbowy

Bei den Klassikern hält es keinen mehr auf den Stühlen

Aus der „Discophase“ der Stones kündigt der Frontmann nach „Miss You“ den Song „Fingerprint File“ an, den Namensgeber der Band. Der Inhalt sei hoch aktuell, denn es gehe um den Überwachungsstaat, erklärt er, und auch um den zu verhindern, müsse man für die Demokratie einstehen. Bei seinem Rundgang mit Sonnenbrille und Borsalino-Hut mit weißem Band sowie bewaffnet mit einem Fernglas ist die Zeile „Better watch out“ durchaus überzeugend …

 

Und dann folgen die Klassiker: „Gimme Shelter“, „Brown Sugar“ und „Satisfaction“ sorgen dafür, dass es auf der Tanzfläche kocht, und als geforderte Zugabe nach der Zugabe darf Claudia Wittner mit „Ruby Tuesday“ den krönenden Abschluss eines feurig-nostalgischen Abends gestalten.

  

Den Text hat diesmal Marion Diefenbach für uns verfasst – wir sagen ganz herzlich: DANKE!