Eine reiche Sammlung von Instrumenten in der rot beleuchteten Apsis vor Konzertbeginn ließ bereits auf einen bunten musikalischen Abend im ZAK schließen. So war es denn auch mit Hanne Kah und ihrer Band aus Mainz – ein schnörkelloser Beginn ohne viel Worte, zunächst mit mehr sanfter Melodie, dann rockiger, zeigte, welch musikalische Qualität und Vielfalt die Besucher erwartete.
Rock, Blues, Country & Pop im eigenen Sound
Patrick Jost, wie es Frontfrau Hanne Kah (Akustikgitarre) formulierte, der „Multiinstrumentalist“, Niklas Quernheim am Kontra- und E-Bass und Malte Schmidt an den Drums – übrigens ein geborener Niedernhausener – sangen und spielten an diesem Abend eine wunderbare Mischung aus Rock, Blues, Country & Pop in ihrem ganz eigenen Sound. Mit einer einprägsamen und glockenklaren Ausnahme-Stimme ihrer Sängerin Hanne. „Schön, wieder hier zu sein“, freute sich die Sängerin in ihrer frischen und fröhlichen Moderation – waren sie doch alle vier bereits im Jahr 2014 hier im ZAK. Mit besten Erinnerungen, wie sie bestätigte. Und das sagt sie nach erfolgreichen Tourneen mit Konzerten durch Kanada, Australien und ganz Europa.
Foto: Eberhard Heyne
Songs, geprägt von eigener Erfahrung
Der Einfluss amerikanischer Countrymusik – auch in Texten, die Balladen erzählen – ist in dem ganz eigenen Sound unverkennbar. Arrangements, die in dieser Weise sonst hierzulande weniger zu hören sind, stammen in Melodie und Text hauptsächlich aus der Feder von Hanne Kah – zusammen mit ihren Musikern, wie sie betont. Und es sind Produktionen in eigener Regie, wie ihr letztes Album „Y“. Weil zur Unabhängigkeit von fremden Produzenten hätten sie sich entschlossen, beschreibt die Sängerin die Story ihrer „Verarschung“ in ihrem Song „Tricky“.
Wer macht denn sowas?
Über welche große Musikalität alle Mitglieder der Band verfügen, zeigten sie neun Minuten lang „unplugged“.
Also ohne jede technische Verstärkung – Naturklang nennen sie das. Die Instrumente übten sich in Zurückhaltung, die schönen Stimmen dominierten. Großer Beifall. Sie schwärme für Herrmann Hesse, bekannte Hanne Kah – ein Lied mit seinen Zitaten ist die Folge. „Wer macht denn sowas schon“, schmunzelte sie.
Foto: Werner Düll
Immer wieder langer Beifall für große Virtuosität und ein ganz eigenes Zusammenspiel der Instrumente – insbesondere bei den mehr rockigen Stücken. Ohne Frage dominiert vom so sicheren und klaren Gesang und Ausdruck in der Stimme der Sängerin. Mit ihren Texten, so drückt sie ihr Anliegen aus, könnte sie eben im Stil von Folk Botschaften übermitteln – so in dem lebhaften Song „Generation“. Oder in eine Art Hymne über Wind, Meer und den Norden – „Good bye my Love“. Holland/Zeeland gewidmet, wo sie eine Zeit lang gelebt hat.
Sicher. Klar. Schlicht. Schön.
Aber nicht nur rockiger Country ließ die Füße wippen, sondern auch traurige Nachdenklichkeit bringt die Sängerin überzeugend in ihr Publikum. So in einem Liebeslied, in dem der Tod eine Rolle spielt. Nur vom Klavier mit Patrick begleitet, trägt ihre herrliche Stimme eine große Eindringlichkeit. Schlicht schön.
Schließlich zum Finale hin, nach zwei Stunden musikalischem Genuss, Rock ‘n‘ Roll für Oma mit Tempo und Rhythmus – aber eben auch liebevoll für die Oma aus dem Norden. Klar, ohne Zugaben geht es nicht – dazu werden sie dreimal aufgefordert. Da waren dann noch Coversongs, davon einer von Fleetwood Mac und ein Klassiker von Reinhard Mey „Über den Wolken“, dessen wunderbarer Text ein begeistertes Publikum nach langem Beifall in die Nacht entlässt.
Eberhard Heyne
Der Artikel erschien am 3. April 2025 im Niedernhausener Anzeiger. Danke, dass wir ihn an dieser Stelle veröffentlichen dürfen.