Erstmals Magie im ZAK
Eine Premiere im Zentrum Alte Kirche sei das Folgende, meinte zur Begrüßung der Vorsitzende des Vereins, Werner Düll. Keine Zauberei sei das, nein – Magie in dieser Form sei so noch niemals im ZAK zu sehen gewesen. Und erhöhte damit die Spannung in der voll besetzten kleinen Kirche, was denn da kommen möge. Aus dem „off“ dann eine Stimme, die etwas Ungewöhnliches ankündigte – den, wie er sich selbst nennt, Mentalisten Lars Ruth – mit einigen wenigen Utensilien auf der Bühne.
Wie macht das der Seher?
Seine Show, so lässt er gleich zu Anfang wissen, ginge nur mit Menschen aus dem Publikum – da mangelte es denn auch nicht an Freiwilligen, die keine Bühnenscheu hatten. Gibt es Gedankenübertragung, ist Kinetik, also unerklärlicher Körperdruck, möglich, schickt Hypnose auf eine Zeitreise oder zeigen Pendel die Wahrheit?
Tatsächlich wartete auf die Besucher zunächst Unerklärliches, das in der Pause oder am Ende der Show in Diskussionen versucht wurde, zu verstehen. Dass der Künstler Lars Ruth Dinge kann, deren Zusammenhänge und Ergebnisse sich einem nicht erschließen, ist unbestritten. Nur wie macht er das?
Lars Ruth täuscht mit einer Spiralscheibe alle auf ihn gerichtenten Augen der Besucher. Foto: Eberhard Heyne
Vieles bleibt unerklärlich
Ein wenig lässt er hinter die Kulissen schauen – beim Versprechen, allen das Gedankenlesen beizubringen. Ein „Medium“ denkt sich eine Zahl auf einem Würfel aus, legt diesen mit der Zahl nach oben – für niemanden sichtbar – unter einen Becher. In einem Schwall seiner Rede zeigen die Finger des „Sehers“ dem Publikum die Zahl, das diese dann laut ruft. Das Medium ist verblüfft – alle können das! Erklärt das alles? Aber woher weiß Lars Ruth die Zahl oben auf dem Würfel und das 3 x richtig? Rätsel bleiben.
Konzentration, so ein Hilfsmittel, sagt der Künstler, soll zur Gedankenübertragung führen können. Aus der Auswahl dreier Bücher darf sich eine Dame eines aussuchen und daraus – wahllos – ein mehrsilbiges Hauptwort merken und schweigen.
Nach einigen Rahmendialogen, dann hat das Wort „Gefängnisausbruch“ Eingang ins Gehirn des Künstlers gefunden. Stimmt – wie das?
Unsichtbarer Eisstrahl führt fast zum Fall
Oder wie kann Energie durch den Körper wandern, auf den Künstler übergehen und von ihm wie mit einem tiefkalten, unsichtbaren Eisstrahl ohne Berührung das Medium fast zu Fall bringen? Energiefluss als unbekannte Kraftquelle?
Fotos: Werner Düll
Unbewusst – rätselhaft – verblüffend
Was veranlasst ein Pendel, so zu kreisen, wie es will? Und was kann es damit möglicherweise sagen? Unbewusste Körperschwingungen oder rätselhafte Körperenergie?
Kann ein technischer Schnickschnack aus den 1920er Jahren ein Synthesizer sein und mit Handbewegungen Melodien produzieren? Na ja – aber wie der Wissensguru die Melodie „What a Wonderful World“ aus den Gedanken von vier Menschen, die sich einen musikalischen Ohrwurm merken sollten, herausfand, und nachspielte – das war schon verblüffend.
Dass Hypnose manches, im Gedächtnis Verborgene, zu Tage befördern kann, ist bekannt. Doch wie auf einem Zeitstrahl sich das Medium an den Tag zum Führerschein, an Details einer besonderen Feier oder an die Einschulung mit Faltenrock erinnern kann, ist schon erstaunlich. Zumal damals als Kind ja noch nicht des Lesens fähig und so auch jetzt nicht – wie Leseversuche zeigten. Nur gut, dass Lars Ruth stufenweise und einfühlsam das Medium wieder in die Wirklichkeit holte.
Auch weitere „Experimente“ ließen des Sehers Publikum etwas ratlos zurück, das sich mit großem Beifall für einen sicher unterhaltsamen und kurzweiligen Abend bedankte.
Eberhard Heyne
Der Artikel erschien am 14.11.2024 im Niedernhausener Anzeiger. Danke, dass wir ihn an dieser Stelle veröffentlichen dürfen.